Ein Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Institutionen und Privatpersonen unterstreicht die
Notwendigkeit der Absage des Roger Waters-Konzerts in der Frankfurter Festhalle.
Antisemitische Narrative spielen eine zentrale Rolle in den Großveranstaltungen des Musikers,
der in den vergangenen Jahren vor allem als Protagonist der antiisraelischen Agitation von sich
reden machte. Aufklärung darüber, wie es überhaupt zu einer Vermietung der Festhalle, dem
historischen Schauplatz antijüdischer Gewalt während der Novemberpogrome, an Waters
kommen konnte, ist dringend erforderlich.
In den Visuals der monumentalen Stage-Events des ehemaligen Pink Floyd-Mitglieds wurden u. a.
Davidsterne mit Dollarzeichen assoziiert. Außerdem wurden Davidsterne auf aufblasbaren Schweinen
angebracht, die am Ende der Konzerte in der Regel symbolisch unter dem Jubel des Publikums zerstört
wurden. Das aktuelle Programm „This Is Not A Drill“ („Das ist keine Übung“) soll ausdrücklich die
politische Agenda Waters‘ repräsentieren: „Wenn ihr hier seid, weil ihr Pink Floyd mögt, aber Roger
Waters‘ Politik nicht ausstehen könnt, dann verpisst euch an die Bar“, werden die Besucherinnen und
Besucher laut Konzertberichten aus den USA begrüßt. Das in Frankfurt geplante Massenevent soll also
nach eigenem Bekunden eine Versammlung zur Identifikation mit Waters Hass auf Israel und seinem
Boykottaufruf gegen die Menschen des jüdischen Staates werden.
Einem bekannten Antisemiten, Verschwörungstheoretiker und Israel-Hasser wie Roger Waters ist
nirgendwo eine Bühne zu bieten. Davon, dass die Kunstfreiheit hier überwiegt, kann nicht im
Geringsten die Rede sein. Roger Waters füllt seit Jahrzehnten mit einem Programm, das gespickt mit
antisemitischen Narrativen und Israel-Hass ist, gigantische Musikhallen, fordert die Diskriminierung
jüdisch-israelischer Künstler aufgrund ihrer Herkunft und setzt gleichzeitig diejenigen seiner MusikerKollegen erfolgreich unter Druck, die in Israel auftreten wollen. Auch seine Theorien, u. a. über den
russischen Angriffskrieg in der Ukraine, der mutmaßlich von den USA provoziert worden sei, sind nicht
hinnehmbar. Seinen Kampagnen keine Unterstützung zukommen zu lassen, ist selbst ein Beitrag zur
Verteidigung der Kunstfreiheit.
Im Nationalsozialismus war die Festhalle ein zentraler Ort antijüdischer Gewalt und Demütigung in
Frankfurt. Es wurden in den Tagen der Novemberpogrome mehr als 3.000 Juden über die Festhalle
und den Südbahnhof in die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald verschleppt.
Heute befindet sich die Festhalle zu 60% in städtischer und zu 40% in Trägerschaft des Landes
Hessen. Ein Vertrag mit Waters hätte nie abgeschlossen werden dürfen. Es ist zu begrüßen, dass
namhafte Politiker der großen Parteien sich in den vergangenen Wochen für eine Absage
ausgesprochen haben. Nun müssen den Worten Taten und einschlägige Beschlüsse folgen! Die
Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) und ihre Partner (s.u.) haben die Initiative für ein breites
zivilgesellschaftliches Bündnis gegründet, um der Forderung nach Absage der Show sowie einem
verantwortlichen Umgang mit dem historischen Schauplatz der Festhalle Nachdruck zu verleihen; allen
voran in Frankfurt, aber auch in anderen Städten, in denen Waters Konzerte geplant sind.
Kein Antisemitismus, keine Diffamierung und keine Menschenverachtung.
Keine Bühne für Roger Waters in Deutschland!
Weitere Informationen, sowie die Möglichkeit, sich anzuschließen, finden sich auf der Seite:
http://waters-go-home.honestly-concerned.org
Das Bündnis hofft, dass Antisemitismusbekämpfung in Deutschland mehr bedeutet, als nur
pflichtbewußte Reden zu historischen Gedenkanlässen zu halten. Dies ist der Zeitpunkt den Worten
Taten folgen zu lassen – in Bezug auf die historische Verantwortung hinsichtlich von Räumen, wie der
Festhalle, wie aber auch in Bezug auf ein klares Bekenntnis gegen Antisemitismus. Auf dieser
Grundlage, sollten auch vorangegangene Beschlüsse auf städtischer, wie auch nationaler Ebene, die
sich gegen Antisemitismus in allen seinen Formen richten, mit entsprechender justiziabler Relevanz
gefestigt werden, so dass Verträge mit antisemitischen Hetzern und Verschwörungstheoretikern
zukünftig gar nicht mehr erst abgeschlossen werden. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, hat aber ohne
jeglichen Zweifel ihre Grenzen, wenn es um unser höchstes Gut – die Menschenwürde – und deren
Schutz im Öffentlichen Raum und insbesondere den Räumlichkeiten von Stadt und Land geht!
Für Rückfragen stehen Ihnen Vertreter des Bündnisses gerne unter der E-Mailadresse
zur Verfügung.
Initiative Mitglieder des Bündnisses sind:
Deutsch-Israelische Gesellschaft e.V., Arbeitsgemeinschaft Frankfurt
Junges Forum Frankfurt Deutsch-Israelische Gesellschaft e.V.
Ralph Hofmann, Präsident B’nai B’rith Frankfurt Schönstädt Loge e.V.
Honestly Concerned e.V. und ILI – I Like Israel e.V.
Jüdische Gemeinde Frankfurt K.d.ö.R.
Verband Jüdischer Studierender Hessen (VJSH)
Simone Hofmann, Aktivistin, Mitglied in mehreren Gremien
Dr. Orna von Fürstenberg, Rechtsanwältin
Makkabi Taunus e.V.
Zitat aus der Topografie des Nationalsozialismus in Hessen:
„Während der Reichspogromnacht wurden Juden aus der Stadt Frankfurt und Umgebung in die Festhalle auf dem Messegelände getrieben. Von dort aus wurden sie in Konzentrationslager deportiert.
Am 10. November 1938 waren von der SA nahezu 1.000 jüdische Männer, die zwischen 16 und 60 Jahren alt waren, in die Frankfurter Festhalle getrieben worden. In der Halle waren sie dem Hohn und Spott der SA und SS, sowie Angehörigen der NSDAP, ausgeliefert. Die Verhaftungswelle dauerte bis zum 17. November. Viele der verhafteten Juden sind schließlich über den Frankfurter Südbahnhof nach Buchenwald deportiert wurden. Einer der Deportationszüge am 13. November hatte das Ziel Dachau.
In der vier Tage währenden Verhaftungswelle wurden 3000 Juden in die Frankfurter Festhalle verschleppt“.